Über das Projekt

Eine Gruppe von Lehramts- und Masterstudierenden der Geschichte beschäftigt sich unter der Leitung von Prof. Dr. Patrick Wagner mit den Ereignissen der Novemberrevolution in Halle in den Jahren 1918/19. In dem Seminar an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erprobt die Gruppe, einem breiten Publikum Geschichte in zeitgemäßer Form zu vermitteln.

Das Vorgehen

Aus diversen Quellen dieser Zeit (Akten, Tagebüchern, vor allem aber aus den damals in Halle erscheinenden Zeitungen) werden Nachrichten destilliert und per Twitter gerade so veröffentlicht, als würden die auf den Tag genau 100 Jahre alten Ereignisse gerade live geschehen. Jeder Tag beginnt mit den Meldungen zur Weltlage, die ein damaliger Hallenser in seiner Zeitung lesen konnte (nicht alle Meldungen waren übrigens wahr). Dann folgen über den Tag verteilt Nachrichten aus dem Geschehen in der Stadt. Im Mittelpunkt stehen die politischen Ereignisse, aber die Hallenser lebten damals auch einen Alltag jenseits der Politik, der wiederum auf ihr politisches Handeln zurückwirkte: Sie litten unter der „Spanischen Grippe“ (an der Hunderte starben). Sie hungerten und versuchten, dem Mangel zu entkommen. Sie wollten aber auch nach vier Jahren Krieg endlich wieder leben, d.h. sie gingen tanzen oder ins Kino – all diese Aspekte des damaligen Lebens soll ebenfalls mit den veröffentlichten Nachrichten eingefangen werden.

Neutralität und Authentizität

Die Schreibweise der Tweets bemüht sich um einen möglichst neutralen Nachrichten-Stil. Ihre Meinungen zu den Geschehnissen sollten sich die „Follower“ selbst bilden. Aber die Quellen machen es nicht ganz einfach, aus ihnen das Geschehen unparteiisch zu rekonstruieren. Denn sie selbst waren in der Regel eindeutig parteiisch. Das kann wohl gerade in revolutionären Zeiten gar nicht anders sein. Die damaligen Zeitungen etwa ordneten sich klar politischen Lagern zu: Das „Volksblatt“ vertrat die Linie der linkssozialistischen USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands), der in Halle dominierenden Fraktion der Arbeiterbewegung. Die „Saale-Zeitung“ ergriff Partei für die Linksliberalen, die „Hallesche Zeitung“ sprach für die Konservativen und Deutschnationalen.

Materialien

Damit die Leserinnen und Leser die Nachrichten kritisch hinterfragen oder auch einfach noch mehr erfahren können, als ein 280-Zeichen-Tweet hergibt, werden in diesem Blog zusätzliche ausgewählte Materialien zur Verfügung gestellt („Revolutionsquellen“). Die Veröffentlichung bewegt sich, wie auch die Tweets, chronologisch entlang der Zeitleiste. Das heißt: Die Quellen werden jeweils genau 100 Jahre nach ihrem Entstehen oder 100 Jahre nach dem Ereignis veröffentlicht, auf das sie sich beziehen.

Historischer Hintergrund

Am 7. November 1918 begann die hallesche Revolution mit einer Meuterei der in der Stadt stationierten Soldaten gegen ihre Offiziere. Zwei Tage später übernahm ein Arbeiter- und Soldatenrat die Herrschaft über die Stadt – oder besser gesagt: einen Teil der Herrschaft. Denn der alte Magistrat und die bisherige Stadtverwaltung bestanden neben den neuen revolutionären Gremien weiter. Auf den Straßen demonstrierten Arbeiter und Bürger gegeneinander, und in den Kasernen standen sich Soldaten mit sehr unterschiedlichen Zukunftsvorstellungen mehr oder minder feindselig gegenüber.
Fast ein halbes Jahr blieben die Verhältnisse in der Schwebe, bis am 1. März 1919 von der Reichsregierung nach Halle entsandte Truppen die Revolutionäre gewaltsam entmachteten. Mindestens 26 Menschen kamen dabei ums Leben; das letzte dieser Opfer wurde am 26. März 1919 beerdigt. Daher starten die Tweets aus der halleschen Revolution am 7. November 2018 und enden am 26. März 2019.


Zum Schluss danken wir: dem Stadtarchiv und dem Stadtmuseum Halle, die uns Bilder und andere Materialien zur Verfügung stellen und dem Zentrum für multimediales Lehren und Lernen (LLZ) der Martin-Luther-Universität, ohne dessen technisches Know How dieses Projekt nicht möglich wäre.